16.03.2016 | Pressemitteilung: Schluss mit den Geheimverhandlungen zum Genozid in Namibia
Pressemitteilung des NGO-Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“ | 16.03.2016 | Press release in English here as pdf
Schluss mit den Geheimverhandlungen zum Genozid in Namibia
Am 17.3.2016 um 16:30 Uhr diskutiert der Deutsche Bundestag auf Antrag der Partei DIE LINKE den erst kürzlich von der Bundesregierung eingestandenen Völkermord von 1904-08 an den Herero und Nama im ehemaligen „Deutsch-Südwestafrika“. Das zivilgesellschaftliche Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“ fordert den Bundestag auf, endlich selbst aktiv zu werden, die Betroffenen sofort um Entschuldigung zu bitten und Einfluß auf die laufenden Reparationsverhandlungen zwischen der Bundesregierung und der namibischen Regierung zu nehmen.
Über ein Jahrhundert musste vergehen, bis sich die Bundesregierung 2014 zu Verhandlungen über die kolonialen Gräuel durch das Kaiserreich im heutigen Namibia bereit fand. Erst im letzten Jahr hat die Bundesregierung auf Drängen von Opfervertretungen der Herero und Nama sowie einer kritischen Zivilgesellschaft in Deutschland die Verbrechen der kaiserlichen „Schutztruppe„ als Völkermord anerkannt. Bei der am Donnerstag anstehenden Debatte haben die Abgeordneten nun Gelegenheit, sich unmissverständlich zu Deutschlands historisch-politischer und ethisch-moralischer Verantwortung für den Genozid und der daraus erwachsenden Verpflichtung zu symbolischer und materieller Wiedergutmachung zu bekennen.
Das Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“ appeliert eindringlich an die Mitglieder aller Fraktionen des Deutschen Bundestages, sich vor den Opfern des Genozids zu verneigen und die Herero und Nama offiziell um Entschuldigung für den seinerzeit im Namen des deutschen Staates und mit Billigung seiner höchsten Repräsentanten begangenen Völkermord zu bitten. Der Bundestag muss dafür Sorge tragen, dass sie aus den mit der namibischen Regierung geführten Reparationsverhandlungen nicht länger ausgeschlossen bleiben. Ohne Zustimmung und Vergebung derjenigen, deren widerständige Vorfahren während des Genozids ermordet, vertrieben und enteignet wurden, kann es keine Versöhnung geben.
Das NGO-Bündnis fordert den Bundestag zudem dazu auf, sich für mehr Transparenz bei den seit Monaten unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufenden Verhandlungen einzusetzen. Christian Kopp sagt: „Eine gemeinsame namibisch-deutsche Geschichtsdeutung und ein nachhaltiger Versöhnungsprozess können nicht hinter verschlossenen Türen besprochen und dann per Dekret verordnet werden. Vielmehr sollte die Bundesregierung die vielfältigen Initiativen zur weiteren Dekolonisierung Namibias, Deutschlands und der namibisch-deutschen Beziehungen fördern. Wir brauchen auf allen Ebenen Austausch und Dialog: Über den Raub des Herero- und Namalandes, über die nach Deutschland verschleppten Gebeine und Kulturschätze der Kolonisierten, über Kolonialpropaganda im öffentlichen Raum sowie über den anhaltenden Rassismus, der während der Kolonialzeit entstanden ist.“
Debatte im Bundestag: Donnerstag, 17.3.2016 um ca. 16:30-17:15 Uhr http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw11-ak-voelkermord-afrika/413640
Presseerklärung der Ovaherero- und Nama-Komitees: http://genocide-namibia.net/wp-content/uploads/2015/03/PRESS-CONFERENCE-17-FEBRUARY-2016.pdf
Kontakt NGO-Bündnis: Christian Kopp, 01799 100 976, buero@berlin-postkolonial.de